Der Gewitterkauf
Auch früher gab es oft in der Gegend trockene, regenarme Sommer. In einem solchen Jahr, anno dazumal, beschloß der Gemeinderat von Reinthal, den Gemeindediener nach Feldsberg in die Apotheke zu schicken, und zwar mit dem Auftrag, er sollte dort für 70 Kreuzer ein Gewitter kaufen.
Der einfältige Gemeindediener hatte einen Gulden mit.
Der Apotheker hatte aber gerade kein Kleingeld, und daher überredete er den Gemeindediener, gleich um einen Gulden ein Gewitter zu kaufen.
Er hatte unterdessen eine Biene in eine Zündholzschachtel getan und dem Gemeindediener strengstens aufgetragen, die Schachtel erst in Reinthal zu öffnen.
Nun machte sich der Mann auf den Heimweg. Dabei hörte er in der Schachtel ein drohendes Brummen.
Als er sich Reinthal näherte, übermannte ihn die Neugier, und er wollte wissen, was da in der Schachtel sei. Kaum hatte er die Schachtel etwas geöffnet, da flog die Biene auch schon davon.
Augenblicklich rannte er ihr nach und schrie aus Leibeskräften nach:
"Nach Reinthal! Nach Reinthal!" Sie flog auch wirklich nach Reinthal, und am nächsten Tag entlud sich über Reinthal ein Gewitter mit einem wolkenbruchartigen Regen, sodaß die tieferliegenden Häuser, darunter auch das des Bürgermeisters, arg überschwemmt wurden.
Kaum waren die ersten Aufräumarbeiten nach dem Gewitter beendet, da berief der Bürgermeister eine Gemeinderatssitzung ein.
In der Sitzung wurde dem Gemeindediener vorgehalten, er habe den Auftrag gehabt, ein Gewitter um 70 Kreuzer zu kaufen, er habe aber eines um einen Gulden gekauft und sei daher für das zu starke Unwetter verantwortlich.
Er wurde
zum Ersatz der 30 Kreuzer verurteilt und überdies augenblicklich entlassen!
bereitgestellt
von Johann Förster
aktualisiert am 9 Februar, 2003
created Harald Schitz